I. Herzogin Sophia und Herzog Erich.

Die Herzogin Sophia war eine Tochter des Herzogs Bogislaw IX. von Stolp und seiner Gemahlin, der massowischen Prinzessin Maria. Sie muß etwa um 1435 geboren sein. Die Vermählung der Eltern fand 1433 statt.1) Die Zeit ihrer Jugend war sehr unruhig und wild bewegt. Der Vater lag in heftigstem Kampfe mit dem Caminer Stifte, bei dem er in Acht und Bann geriet.2) Auch nach der Aussöhnung (1436)3) fehlte es nicht an den mannigfachsten Kämpfen. Durch seinen Vetter, den nordischen Unionskönig Erich, wurde er in dessen Streitigkeiten namentlich mit dem dänischen Reichsrat hineingezogen, und die Hoffnung auf die Königskrone, die ihm eine Zeit lang gemacht ward, schwand bald dahin.4) Dazu kamen auch Fehden im Lande selbst. Mit seiner Stadt Stolp geriet Bogislaw in Streit, in dem er nachgeben mußte,5) und am längsten hatte er im Verein mit dem Bischofe Siegfried gegen die Stadt Kolberg zu tun, vor der er auch eine empfindliche Niederlage erlitt.6) Durch diese Kämpfe kam er in einen entschiedenen Gegensatz zu Danzig und anderen Hansestädten, so daß in seiner Herrschaft die Handelsbeziehungen eine bedeutende Beeinträchtigung erlitten.7) Daß daneben Fehden mancherlei Art im Lande hergingen, daß dort Raub und Mord herrschten, daß die Macht des Fürsten gegenüber dem Adel und den Städten immer beschränkter wurde, braucht kaum hervorgehoben zu werden. Seinen pommerschen Vettern, die in Stettin und im Lande Wolgast herrschten, stand Bogislaw ziemlich fremd gegenüber. Nur vorübergehend beteiligte er sich wirklich an dem Kriege mit dem Kurfürsten Friedrich von Brandenburg.8) Er ließ sich zumeist wohl nur bei den mannigfachen Verhandlungen vertreten, um den Zusammenhang der sehr zersplitterten fürstlichen Herrschaft in Pommern zu wahren. Bogislaw richtete seine Aufmerksamkeit mehr nach dem Osten. Mit dem Hochmeister des deutschen Ordens stand er meist freundlich,9) seitdem 1434 die Streitigkeiten beigelegt waren.10) Dabei hielt er auch mit Polen, dem der Herr des noch halbslawischen Hinterpommerns und der Gemahl der slawischen Prinzessin naturgemäß nahe stand, Frieden und Freundschaft. Mitten in all diesen Wirren starb Bogislaw nach längerer Krankheit am 7. Dezember 144611) und hinterließ seine Witwe Maria mit zwei Töchtern, Sophia und Alexandra. Auch die Mutter, die, wie es scheint, mit fester Hand die Zügel der Regierung ergriff, starb nach wenigen Jahren zusammen mit Alexandra um l450.12) Die zurückgebliebene Sophia fand eine Zufluchtsstätte bei ihrem Oheim, dem Könige Erich, der 1449 ruhmlos in die Heimat zurückkehrte und in Rügenwalde seinen Wohnsitz aufschlug. Er, der letzte männliche Angehörige des hinterpommerschen Zweiges des Wolgaster Fürstenhauses, nahm die Nichte als Erbin seiner Herrschaft und der mitgebrachten Schätze auf und vermittelte dann auch ihre Vermählung mit Erich, dem Sohne des Wolgaster Herzogs Wartislaw IX. Die Hochzeit fand kurz nach dem 11. November 1451 statt.13)

Sind die uns erhaltenen Nachrichten auch viel zu dürftig und gering, daß wir uns daraus ein Urteil über den Charakter und das Wesen Sophias bilden könnten, so hat man doch den Eindruck, daß die Erzählung Kantzows, sie sei eine gar stolze und hochmütige Fürstin gewesen, wohl glaubhaft sein kann. Eine sorgfältige Erziehung, soweit in dieser Zeit von einer solchen überhaupt die Rede sein kann, wird sie kaum genossen haben, der Hof des Königs Erich war auch nicht der geeignete Ort, an dem eine junge Prinzessin erzogen und gebildet werden konnte. Das Bewußtsein, eine reiche Erbtochter zu sein, scheint sie beherrscht zu haben. Deshalb machte sie auch Anspruch auf Teilnahme an der Regierung des hinterpommerschen Landes und ordnete sich ebenso wie ihr Gemahl nicht gerne mehr der Herrschaft des alten Königs unter. Sie wird an dem Streite, der bald zwischen dem jungen Herzoge Erich II. und dem Könige ausbrach, nicht wenig Schuld und Anteil gehabt haben. Ein sicheres Zeugnis ihres Selbstbewußtseins ist die Urkunde, welche ihr Gemahl und sie zu Wolgast am 14. Februar 1453 für die Stadt Greifenberg ausstellten.14) In derselben nennt sich Sophia neben dem Herzoge "der herschop und landes, besundergen to Pamern naturlike erfname und hertoginne". Beide versprachen u. a., die Stadt bei ihrem Rechte zu erhalten, wenn sie sich mit König Erich wegen Sophiens Erbe einigen würden. Sie übten dabei Hoheitsrechte in dem Lande aus, das der Herrschaft Erichs I. unterstand. Der Streit war also schon ausgebrochen, und erst am 16. Januar 1457 fand eine Einigung statt. Die Stände von Hinterpommern verglichen die beiden Fürsten, von denen König Erich der eigentliche Erbherr blieb, während dem Herzoge nur einige Einkünfte und Hebungen zugewiesen wurden. Sogar das bewegliche Erbe der hinterpommerschen Herzoge wurde dem Könige übergeben.15) Auf dem Schlosse Pritter auf Wollin, das dem Herzoge Erich als Residenz eingeräumt wurde, finden wir im Mai 1457 die Herzogin Sophia.16) Sie war aber ebenso wenig wie ihr Gemahl mit der Abmachung zufrieden, und beide grollten unzweifelhaft mit dem alten Könige, daher scheint Sophia sich auch ferne von dem hinterpommerschen Lande aufgehalten zu haben, obgleich sie, wie aus einer späteren Urkunde hervorgeht,17) damals nach Entscheidung der Stände die Hälfte der Hebungen aus dem Lande to Pamern für die Zeit, in welcher der König am Leben war, erhielt.

Am 17. April 1457 starb Herzog Wartislaw IX. von Wolgast, ihm folgten in der Regierung des vorpommerschen Landes seine beiden Söhne Erich II. und Wartislaw X., die wohl von Anfang an wenig einig, bald in den heftigsten Streit gerieten, zumal als in der ersten Hälfte des Jahres 1459 auch der König Erich auf seinem Schlosse Rügenwalde aus dem Leben schied. Sofort eilten Erich II. und Sophia, die sich ja als seine alleinigen Erben betrachteten, dorthin und erreichten wirklich, daß am 16. Juni die hinterpommerschen Stände Erich als Verweser und ,,heter" des Landes anerkannten. Sie versprachen ihm Hilfe zur Verteidigung des Rechts, das er von ihrer Seite und wegen seiner Frau Sophia von Pommern habe.18) Auch auf den reichen Schatz des Königs, von dem die Chronisten nicht genug zu erzählen wissen,19) machten die Gatten alleinigen Anspruch. Doch der junge Herzog war mit dem Schiedsspruche nicht zufrieden, und sein Bruder Wartislaw X. sowie sein Vetter Otto von Stettin machten ihm den Anspruch auf das ganze hinterpommersche Land streitig. Es kam zu offenen und versteckten Fehden, in die auch Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg und andere Fürsten eingriffen. Während dessen weilte die Herzogin wieder, wie es scheint, länger in Camin.20) Nach mehrfachen Verhandlungen kam am 1. Juni 1461 eine Entscheidung durch den brandenburgischen Kurfürsten zu Stande. Es wurde allen drei pommerschen Fürsten das gleiche Recht am hinterpommerschen Lande zugesprochen mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß Herzog Erich auf Grund seiner Vermählung mit Sophia nichts innehaben und nur auf das Privaterbe derselben Anspruch haben sollte.21) So war die Lage Erichs und seiner Gemahlin wenig glänzend, die Hoffnung auf ein großes Erbe war getäuscht. Doch gaben sie ihre Ansprüche trotz der Kämpfe, die damals wieder im Lande tobten, nicht auf. Es gelang dem Herzoge auch durchzusetzen, daß am 1. September 1461 die Grafen und Herren vom Eberstein sich zu Rügenwalde ihre Privilegien von ihm bestätigen ließen und ihm Dienstleistung versprachen.22) Freilich schlossen am 27. Juli 1462 sein Bruder

Wartislaw X. und Herzog Otto III. von Stettin mit dem Könige Christian von Dänemark ein Bündnis gegen ihn wegen des Erbes.23) Es scheint aber doch eine Aussöhnung zu Stande gekommen zu sein, denn am 14. April 1463 erteilte Erich II., der Stadt Stettin eine Bestätigung ihrer Privilegien, und im August nud Anfang des Septembers empfing er die Huldigung der Städte Stolp, Rügenwalde, Schlawe und Belgard.24) Dagegen übernahm Herzog Otto III. das Land Stargard und bestätigte am 20. März 1464 den hinterpommerschen Ständen gleichfalls ihre Privilegien. Zu derselben Zeit bewilligten diese der Herzogin Sophia die andere Hälfte der Hebungen auf Lebenszeit, so dat sy alle upboringhe des landes to Pamern to erem lewen hewen schol.25) So war hier eine Lösung der Schwierigkeiten gewonnen, die allerdings kaum alle Beteiligten befriedigte.

Um so verwickelter wurde das Verhältnis des Herzogs Erich zu Polen. Als 1454 der offene Kampf des Bundes und Polens gegen die Herrschaft des Deutschen Ordens ausbrach, da war Erich II. der einzige fürstliche Herr, der sich zum Dienste wider den Orden hergab.26) Er wurde noch mehr an Polen gefesselt, als ihm mit Genehmigung des Königs Kasimir die Danziger die ihnen zu Anfang des Krieges überwiesenen Länder Lauenburg und Bütow übergaben. In dem Vertrage vom 3. Januar 1455 ward bestimmt, daß Erich II. für den Genuß der Einkünfte dem Könige Beistand leisten und die Länder, sobald es verlangt werde, wieder zurückgeben solle.27) Er leistete auch dem Könige Hilfe28) und nahm an den Verhandlungen im Jahre 1458 auf polnischer Seite teil. Dann aber trennte sich Erich allmählich von der polnischen Partei und trat in geheime Verhandlungen mit dem deutschen Orden. Er erregte dadurch den Argwohn der Danziger, die ihr Anrecht auf die dem Pommernfürsten überlassenen Plätze durch Bestellung eines Administrators und Entsendung einer kleinen Truppe zu wahren suchten. Trotzdem übergab er in dem Vertrage vom 16. September 1460 dem Orden die Städte Lauenburg und Bütow.29) Natürlich stellt der polnische Geschichtsschreiber Dlugoß die Tatsache von seinem scharf ausgeprägten nationalen Standpunkte dar und ergeht sich in weitläufigen Deklamationen über den Verrat des Herzogs. Uns fehlen alle Unterlagen zu einer Beurteilung seines Verhaltens, es fehlen auch alle sicheren Nachrichten über die Angabe, daß Erich sich durch die Tat in den schärfsten Gegensatz zu seiner Gemahlin gesetzt habe. Daß König Kasimir voll Zorn gegen den Bundesgenossen war, ist aber erklärlich. Im nächsten Jahre fielen deshalb polnische Scharen in das pommersche Gebiet ein und fügten dem Lande großen Schaden zu. Da Erich dadurch in erhebliche Bedrängnis kam, eilte Sophia am 22. September in das königliche Hoflager bei Friedland, um für ihren Gatten bei König Kasimir zu wirken. Diese entschlossene Handlung der Herzogin kann doch nur als ein Zeugnis ihrer Anhänglichkeit und Liebe zu dem Gemahl angesehen werden, und auch aus den Worten, die ihr Dlugoß in den Mund legt, kann man nur sehr gesucht einen Beweis dafür ableiten, daß "damals die Unzufriedenheit zwischen den beiden Gatten aufs höchste gestiegen war."30) Die phrasenhaften Redensarten in dem Berichte des Polen verdienen keinen Glauben, aber es scheint ihr gelungen zu sein, Verzeihung für Erich zu erlangen, der sich durch Eid und Gelübde verpflichtet haben soll, treu dem Könige zu dienen.31) Was von der gewinnenden Schönheit der Sophia erzählt wird, die auf den Polenkönig einen berückenden Eindruck gemacht haben soll, mag auf Wahrheit beruhen, viel Wert ist aber auf diese polnische Tradition nicht zu legen. Über die weitere Haltung des Herzogs sind wir nicht im Klaren. Zwar soll er 1462 die Absicht gehabt haben, das Ordensheer mit 600 Reitern zu unterstützen, doch ist die Angabe des Dlugoß keineswegs sicher und zweifellos.32) 1465 stand Erich jedenfalls auf polnischer Seite.33) Er suchte aus dem nun zu Ende gehenden dreizehnjährigen Kriege Vorteil zu ziehen34) und erhielt dann, nachdem am 20. August 1466 die alten Verträge zwischen Polen und Pommern erneuert waren,35) auch wirklich im Thorner Frieden vom 19. Oktober 1466 die Gebiete Bütow und Lauenburg. Das war ein Gewinn, der seine Verluste im Westen hinreichend ersetzte.

Vorher schon hatte sich ihm aber Aussicht auf weiteren Gebietszuwachs eröffnet, als am 10. September 1464 Herzog Otto III. als der letzte des Stettiner Herzogenhauses starb. Es brach alsbald der langwierige Stettiner Erbfolgestreit aus, in dem Verhandlungen und Waffengänge abwechselten. Es ist nicht notwendig, hier auf den Verlauf einzugehen, zumal da eine gründliche und ausführliche Darstellung in dem trefflichen Buche F. Rachfahls vorliegt. Nur Sophias Teilnahme an den verwickelten Vorgängen mag in Kürze hervorgehoben werden. Wenn sie am 12. September 1464 dem Predigerkloster zu Stolp etliche Kleinodien zur Aufbewahrung übergab und für den Fall, daß sie und ihr Gemahl sterben würden, Seelmessen stiftete,36) so kann man vielleicht darin eine Art von Vorbereitung für den ausbrechenden Kampf sehen, der sie veranlaßte, eine solche Bestimmung zu treffen. Auf jeden Fall aber zeigt sich auch hier keine Spur eines feindlichen Verhältnisses zwischen den Ehegatten. Es läßt sich auch nicht nachweisen, daß Sophia damals meist fern von ihrem Gemahle weilte,37) und wenn das der Fall war, so liegt die Erklärung hierfür in den allgemeinen Verhältnissen des Landes, das nach Osten und Westen hin in schwierige Streitfragen verwickelt war. Der pommersche Gesandte Matthias von Wedel berief sich in seiner Rede vor dem Kaiser Friedrich III. auf die Verwandtschaft der Herzogin Sophia mit dem kaiserlichen Hause,38) und sie selbst übernahm, als die Pommern in dem offen ausgebrochenen Kriege sehr bedrängt waren, den Auftrag ihres Gatten, die Hilfe des Polenkönigs zu erwirken.39) Am 19. August erschien sie in Danzig und klagte Kasimir die Gewalttat des Brandenburger Kurfürsten. Sie erinnerte ihn an ihre Blutsverwandtschaft und bat, er möge ihrem Herrn und Gemahl zu Hilfe kommen. Gar wenig tröstlich war die Antwort, die ihr zu teil wurde, so daß sie etwas bewegt ward im Zorne, und sie mußte die Vorwürfe und Anklagen ruhig mit anhören, die man gegen den Herzog vorbrachte. Schließlich aber wurde ihr versprochen, daß eine Botschaft an den Markgrafen gesandt werden sollte, um Frieden zu stiften. Am 21. August verließ Sophia wieder Danzig.40) Es kam ja dann auch ein Waffenstillstand zu Stande allerdings nicht durch die polnischen Gesandten, sondern durch Vermittlung der Greifswalder und Stralsunder. Als aber alle Verhandlungen zu keiner definitiven Entscheidung führten, scheint Sophia noch wiederholt in Polen geweilt zu haben. Es ist wenigstens ein Aufenthalt in Oliva 1470 und in Danzig vor 1472 nachweisbar.41) Sie hat auch keineswegs in dieser Zeit ständig in Hinterpommern geweilt, am 14. Juni 1472 z. B. ist sie in Wolgast gewesen,42) nachdem kurz vorher am 30. Mai zu Prenzlau der endgültige Friede zwischen Pommern und Brandenburg geschlossen war.43)

Nach dem für Pommern ungünstigen Wolgast des Krieges soll nun, wie Kantzow erzählt, ein grosser Argwohn und Haß entstanden sein zwischen Herzog Erichen und seinem Gemahl Sophien und der grul so weit gewachsen, das sie gar von ein gezogen seint.44) Dieser Nachricht gegenüber muß hervorgehoben werden, daß der Chronist in den ältesten Fassungen seiner Chronik mit keinem Worte von der Feindschaft der beiden Gatten spricht.45) Wie in zahlreichen anderen Fällen erkennen wir auch hier eine Erweiterung und allmähliche Ausschmückung der ursprünglich berichteten Tatsachen, gewiß in Folge des Einflusses der volkstümlichen Tradition. Ist doch in der Pomerania46) die Nachricht noch erweitert, obgleich die dort berichteten Verhandlungen zwischen dem Herzoge und der Herzogin keineswegs eine besondere Schuld der letzteren erkennen lassen. Aus den wenigen erhaltenen Briefen und Urkunden ergibt sich allerdings, daß Sophia nach dem 14. Juni 1472 und 1473 nur in Rügenwalde und Lauenburg nachweisbar ist. Aber was kann bei dem Zeitraum von etwa 2 Jahren, der bis zum Tode Erichs verfloß, die kleine Zahl von Sechs sicher datierten Schriftstücken besagen? Gegen eine vollkommene Trennung spricht schon der Umstand, daß Sophia in einem Schreiben vom 25. Mai 147347) davon spricht, Herzog Erich werde zu Pfingsten nach Rügenwalde kommen. Außerdem ist derselbe am 21. Juli 1473 in Belbuk48) und am 6. November in Hinterpommern nachweisbar.49) Ein besonders enges Verhältnis unterhielt auch der Herzog zu dem hinterpommerschen Kloster Bukow, bei dem er 1472 oder 1473 eine Bruderschaft annunciationis Marie begründete.50) Gewiß hat er dort, in der Nähe von Rügenwalde, mehrfach geweilt. Diese Nachrichten sind nicht geeignet, die Erzählung des Chronisten sehr Wahrscheinlich zu machen. Es ist natürlich unmöglich, aus Urkunden und ganz spärlich erhaltenen Briefen ein sicheres Urteil über das Verhältnis der beiden Gatten zu gewinnen. Es mag immerhin kein allzu enges und freundliches gewesen sein, aber auf einen tief eingewurzelten Haß, der sich sogar auf die Kinder übertrug, zu schliessen, liegt kein Grund vor. Ebensowenig läßt sich entscheiden, wem die Schuld an einem solchen Zustande zuzuschreiben ist. Die Volkstradition hat bekanntlich gegen die Herzogin entschieden, aber ihr ist, wie sich noch weiter zeigen wird, keineswegs Glauben zu schenken.

Am 5. Juli 1474 starb in Folge der herrschenden Pest Herzog Erich zu Wolgast.51) Diese Todesursache ist natürlich dem Volke nicht interessant genug, und nach dessen Erzählung berichtet Kantzow, daß Erich von den Kriegen und Sorgen mit der Zeit matt und schwach geworden sei. Gewiß war es viel ergreifender, wenn erzählt wurde, der arme verlassene Herzog sei am gebrochenen Herzen einsam und verlassen gestorben. Wie es sich in Wahrheit verhält, ist nicht ersichtlich, aber ein gewisses Mißtrauen gegen solche sentimentale Darstellung ist unzweifelhaft berechtigt.


1) Vgl. Joachim, Schriften des Vereins für Geschichte der Neumark III. Nr. 748. D. Balzer, Genealogia Piastów, S. 510 ff.
2) Altmann, Urkunden Kaiser Sigmunds. II. S. 318.
3) Schöttgen u. Kreyssig, Diplomat. III. S. 98 ff.
4) Vgl. u. a. A. Hude, aktstykker verdrørende Erik af Pommerns afsaettelse (Kjobenhavn 1897) S. 13 ff.
5) Haken, Dritter Beitrag zur Gesch. der Stadt Stolp, S. 128 f. (mit falschem Datum).
6) Riemann, Gesch. der Stadt Kolberg, S. 220 ff.
7) Vgl. Toeppen, Akten der Ständetage Preußens II, S. 272, 307, 546. Hanse-Recesse III, 3. S. 25 ff.
8) Vgl. P. Gähtgens, Die Beziehungen zwischen Brandenburg und Pommern unter Kurfürst Friedrich II., S. 21 ff.
9) Vgl. Toeppen, a. a. O. D. 582 ff.
10) Monumenta medii aevi hist. Pol. XII. S. 836 ff.
11) Voigt, Geschichte Preußens VIII, S. 95. Joachim, a. a. O. Nr. 1121. Balt. Stud. XXVI, S. 140. Gähtgens, a. a. O. S. 30, Anm. 1.
12) Balzer, Genealogia Piastów, S. 512.
13) Mohnike u. Zober, Stralsunder Chroniken I, S. 196.
14) Abschrift im Greifenberger Stadtbuche.
15) Barthold, Gesch. v. Pommern IV, 1. S. 199 ff.
16) K. St. A. St.: Bisthum Camin.
17) K. St. A. St.: Ducalia 1464 März 21.
18) Barthold a. a. O. IV, 1. S. 248 f.
19) Vgl. u. a. Nie. Leutinger de Marchia VI, lib. II.
20) K. St. A. St.: Bisthum Camin 351. 353.
21) Gähtgens a. a. O. S. 53.
22) K. St. A. St.: Ducalia.
23) Abschrift im K. St. A. St.: Mscr. St. A. 1, 56 fol. 359 ff. Vgl. Gähtgens a. a. O. S. 53.
24) K. St. A. St.: Depos. St. Stolp, No. 26-28. Depos. St. Schlawe, No. 59. Diplomat. civit. Belgard, No. 1. - Dähnert, Pomm. Bibliothek V, S. 25.
25) K. St. A. St.: Ducalia.
26) Caro, Gesch. Polens V, S. 131.
27) Cramer, Gesch. der Lande Lauenburg u. Bütow II, S. 59 ff.
28) Vgl. Script. rer. Pruss. IV, S. 522 ff.
29) Caro a. a. O. V, S. 139 f. Script. rer. Pruss. IV, S. 571 f.
30) Barthold a. a. O. IV, 1. S. 259. Dlugoß XIII, fol. 278.
31) Caro a. a. O. V, S. 150.
32) Dlugoß XIII, fol. 301.
33) Dlugoß XIII, fol. 851.
34) Caro V, S. 165 f.
35) K. St. A. St.: Ducalia.
36) K. St. A. St.: Kloster Stolp. Vgl. Balt. Stud. XXIX, S. 159.
37) Rachfahl a. a. O. S. 133.
38) Rachfahl a. a. O. S. 147.
39) Daß Sophia im Auftrage ihres Gemahls nach Danzig reiste, geht hervor aus einem Schreiben Erichs vom 11. November 1468 an den Stralsunder Rath (Ratsarchiv Stralsund: Schrank VI, Schieblade 4).
40) F. Thunert, Akten der Ständetage Preußens Königl. Antheils, I. S. 66 bis 69. Rachfahl a. a. O. S. 217 ff.
41) K. St. A. Danzig: Stadtarchiv XXXIII, 46. Thunert a. a. O. S. 189.
42) K. St. A. Danzig: Stadtarchiv XXXIII, 50.
43) Rachfahl a. a. O. S. 287 ff.
44) Kantzow od. Gaebel I, S. 313. Vgl. S. 317.
45) Kantzow od. Boehmer, S. 118, 133 f.
46) Pomerania od. Kosegarten II, S. 151 f.
47) K. St. A. Danzig: Stadtarchiv XXXIII, 58.
48) K. St. A. St.: Kloster Belbuk Nr. 18.
49) Priebatsch, Polit. Korrespondens d. Kurf. Albrecht Achilles I, Nr. 785.
50) Vgl. Balt. Stud. R. F. III, S. 22 f.
51) Annales academici bei Rosegarten, Gesch. b. Univ. Greifswald II, S. 186.