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Die Greifen; © Udo Madsen 1998 |
"Der Bekenner"
Herzog von Slawien 1121-1135 1)
Geboren am : | ca. 1107 |
Geboren in : | |
Gestorben am : | ca. 1135 |
Gestorben in : | Grüttow (Kreis Anklam) |
Als Vater der Herzöge Wartislaw I.
und Ratibor I. wird allgemein der Fürst Zemuzil von Pommern
(siehe Einleitung)
vermutet. Gesichert ist diese Annahme jedoch nicht. 2)
Wartislaws Bruder, Ratibor I. (1124-1155), besaß zu gleichen
Zeit das Land Schlawe 1) zwischen Gollen und Leba
3). Sie hatten noch eine ältere Schwester, sie ist in der
Geschichtsschreibung lediglich als Mutter des "Dunimiz"
(1135 erwähnt 4)) bezeichnet. Ihr Name ist nicht
bekannt.
Wartislaw heiratete am 25. August 1128 Heila von Bayern und Sachsen 5), Tochter von Heinrich X. (dem "Schwarzen") von Bayern und Sachsen 6). Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor:
Kinder:
Bogislaw I.
Kasimir I.
Wartislaws Herkunft ist nicht genau bekannt. Er hatte sich in den "vorpommerschen" Gebieten bis Demmin [8] und zur Ryckmündung, im Osten bis zum Gollen (östlich von Köslin [33]), im Süden bis zum Land Zantoch Anerkennung verschafft 3), nachdem er wohl vom polnischen Fürsten, von dem Pommern derzeit Lehnsabhängig war, eingesetzt worden war 7) 8). Seine Vorgänger (siehe Einleitung) hielten dem polnischen Fürsten nicht die Treue und wurden mehrfach von diesem ersetzt. Doch auch Wartislaw hielt nicht die Treue, doch konnte er sich vom polnischen Lehnsjoch befreien. Sein Herrschaftsgebiet wurde noch in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als "Slavia", "Cassubia" oder "ducatus Stettinensis et Diminensis" genannt.
Während seiner Regierungszeit (1121-1135), wie auch in späteren Jahren und Jahrzehnten, war das Land rechts und links der Oder stets Eroberungsziel seiner Nachbarn. Im ersten Drittel des 12. Jahrhundert mussten sich die Pommern, die noch nicht zum Christentum bekehrt waren, gegen den polnischen Herzog Boleslaw III., die Dänen, die die Küste brandschatzten, und den Herzog Lothar von Sachsen 9) zur Wehr setzen. Während dieses Kampfes konnte Wartislaw die Herrschaften seines Einflussbereiches unter seiner Herrschaft einen.
Somit dürfte dieser Landesfürst der erste nachweislich gesicherte Begründer diese slawischen (pommerschen) Herzogshauses sein 10).Wartislaw musste, da die Polen ab 1120 wieder einmal große Teile seines Herrschaftsbereiches, einschließlich Stettin, vorübergehend unter ihre Herrschaft brachten, dem polnischen Herzog Tribut zahlen, dessen Lehnshoheit anerkennen und die Annahme des Christentums durch sein Volk zusagen. Der polnische Herzog Boleslaw III. seinerseits leistete jedoch 1135 dem deutschen Kaiser Lothar (von Supplinburg)11) den Lehnseid für das "ducatus Stettinensis et Diminensis" und Rügen. 8)
1123 eroberte Wartislaw den slawischen Burg- und Marktflecken Wolgast [4] (Kreis Greifswald) und verlieh ihm Wappen und Stadtrecht. 3)
Wartislaw trat bereits vor 1124 in Merseburg
zum christlichen Glauben über. 12) Er musste dann die
erste Missionsreise von Bischof Otto von Bamberg, auf Bitten des
Polenherzogs, nach Pommern unterstützen. Im Mai 1124 brach
Bischof Otto von Bamberg, mit Erlaubnis des Papstes Kalirt II.
und deutschen Kaiser Heinrich in Bamberg auf, nachdem der
polnische Herzog Boleslaw ihn zu einer Missionsreise aufgefordert
hatte. Nach einigem Zögern hatte er einer solchen zugestimmt. Er
nahm den Weg durch Böhmen nach Polen und traf am 25 Mai 1124 in
Gnesen ein, wo ihn Herzog Boleslaw empfing. Der Herzog rüstete
ihn mit allem nötigem aus und gab ihm 3 polnische Geistliche
mit, des Weiteren bestimmte er den Grafen Paulicius als Hauptmann
und Führer. So ausgestattet zog nun Bischof Otto von Bamberg
alsbald in Richtung "Pommern". Anders als seine
missionarischen Vorgänger war er nicht auf die Versorgung durch
die Bevölkerung angewiesen, führte er doch alles notwendige mit
sich. An der Warthe wurde er bereits von Herzog Wartislaw
erwartet. Wartislaw versprach ihm und seinen Begleitern Geleit
und Schutz. So traf er dann am 12. Juni 1124 in der Burg zu
Pyritz [5] ein, dort gelang es ihm
zahlreiche Slawen zur Annahme des Christlichen Glaubens zu
bewegen. Ende Juni 1124 tauft er er noch weitere Slawen in Cammin
[3]. In Wollin [2]
gelang ihm dieses jedoch zunächst nicht, den die Wenden dort,
wollten sich erst taufen lassen, wenn er die Stettiner [1] zur Glaubensannahme bewegt hatte. So
segelte er zunächst nach Stettin und kam dort Ende August 1124
an. Die Stettiner jedoch wollten sich jedoch erst taufen lassen,
wenn der polnische Herzog ihnen einen Teil des auferlegten
Tributs erließ, was dieser nach einiger Zeit auch versprach. Die
geschah jedoch nicht ohne Androhung von Gewalt, sollten die
Stettiner wieder vom christlichen Glauben abfallen. Doch die
Städte wehrten sich gegen die Überfremdung; ihre Furcht vor den
Polen zwang sie letztlich doch zum Nachgeben. 3).
Mitte November 1124 begab sich Otto von Bamberg dann, nach einem
Abstecher nach Garz an der Oder und Lübzin, nach Wollin. Die
Bewohner nahmen, nach dem nun auch die Stettiner den Christlichen
Glauben annehmen wollten, ebenfalls den christlichen Glauben an.
Danach zog er nach Kolberg [57] und
Belgard [6]. Nachdem er auf dem
Rückweg über Polen, nochmals alle Orte, in denen er gewirkt
hatte, aufgesucht hatte, traf er am 29 März 1125 wieder in
Bamberg ein. 13).
Ein Aufstand der Slawen vernichtete dann jedoch seine
Arbeit. 3)
1127 hielt man in Usedom [7] ("civitas Uznoim") einen Landtag ab. Bischof Otto von Bamberg nahm auch daran teil. Auf nachdrücklichem Bitten des Bischofs beschlossen Herzog Wartislaw und seine Adligen auf diesem Landtag dann nochmals die Einführung des Christentums. 3) Um sich vor weiteren Kriegszügen der Polen zu schützen, suchte der "pommersche" Herzog Schutz beim deutschen Reich. So unterstützte er wohl auch König Lothar 1127 bzw. 1128 bei einem Zug gegen die Redarier, bei dem dieser das Heiligtum Rethre zerstörte und wohl auch bis Demmin vordrang. 13)
Wartislaw machte 1127 erneuten einen Versuch sich der Lehnshoheit von den Polen zu entledigen. Doch ehe es soweit war, rüstete sich Boleslaw von Polen 1127 zum Krieg, um sich der Unterwürfigkeit "Pommerns" zu erhalten.
Wohl vorbereitet, wie bei seiner ersten Missionsreise, zog Otto von Bamberg am 19. April 1128 zunächst nach Merseburg. Dort erhielt er 22. April 1128 vom deutschen König, der dort einen Hoftag abhielt, die königliche Erlaubnis ins Slawenland zu ziehen.13)
Der polnische Herzog Boleslaw hatte auch in
den folgenden Jahre den Plan, die Unbotmäßigkeit der
"Pommern" zu bestrafen und seine Herrschaft weiter nach
Westen auszudehnen. Vielleicht war er auch Missgestimmt, dass der
Bischof jetzt ohne seinen Schutz und Auftrag tätig war. Er
rüstete sich zum Kriege und zog der Grenze zu. Die Nachricht
hiervon erregte bei den "Pommern", welche die früheren
Poleneinfälle noch zu gut im Gedächtnisse hatten, ungeheuren
Schrecken.
Herzog Wartislaw selbst wandte sich an den Bischof mit der Bitte,
den Krieg abzuwenden und die Vermittlung mit Boleslaw zu
übernehmen. Otto war gern bereit dazu, schon weil er fürchtete,
dass durch einen neuen Feldzug sein ganzes Missionswerk aufs
höchste gefährdet werden musste.
Deshalb eilte er der heranziehenden Heeresmacht entgegen. Mit
großer Mühe gelang es ihm, den polnischen Herzog zur
Nachgiebigkeit zu bringen. Gewiß bewog ihn dazu nicht allein die
Hochachtung, die er vor dem Kirchenfürsten wirklich hatte, mehr
Eindruck wird wohl der Hinweis auf den deutschen König, in
dessen Schutze Otto diesmal gekommen war, auf ihn gemacht haben.
Doch auch hiermit konnte der Bischof nicht mehr erreichen, als
dass der Herzog versprach zurückzukehren, wenn Wartislaw vor ihm
persönlich erscheinen und das Abhängigkeitsverhältnis
"Pommerns" von Polen von neuem anerkennen würden. Das
geschah alsbald. So hat zwar der deutsche Bischof das Band, dass
"Pommern" an das Nachbarland fesselte, von neuem
verknüpft, aber doch der sehr bedrohlichen weiteren Ausdehnung
der polnischen Macht nach Westen eine Grenze gesetzt.
Nach dem die Kriegsgefahr vorläufig beseitigt worden war, zog
Otto nach Stettin, dem Hauptsitze der heidnischen Reaktionen.
Zwar gelang es dem Führer der christenfeindlichen Partei, eine
Zeitlang das Volk zum Widerstandes aufzureizen, so dass die
Geistlichen sogar in einige Gefahr gerieten, aber bald sahen die
Vornehmen des Ortes ein, dass mit Rücksicht auf die drohende
Macht der Deutschen, wie der Polen, ein Nachgeben notwendig sei.
Es wurde der Beschluss gefasst, das Christentum anzunehmen. Die
Tempel wurden zerstört, die Kirchen wiederhergestellt. 13)
Herzog Wartislaw und Bischof Otto von Bamberg trafen 1128, in der "stolzen und vornehmen Feste "Dimin" (Demmin) [8] zusammen und zogen alsbald weiter nach Usedom. Am 10. Juni des Jahres trafen sie dort mit den liutizischen Vornehmen zusammen. 3)
Später wurde dann vom Herzog die Bevölkerung von Loitz (Kreis Grimmen) [9] mit Gewalt zum Christentum bekehrt und er zerstörte nebenbei die dortige Burg.5) Auch in Wollin war der Widerstand bald gebrochen. 13)
Bischof Otto von Bamberg begab sich, von
Stargard kommend, zum Herzog und seiner Gemahlin nach Cammin, auf
dem er Hof hielt und forderte ihn auf, dass er, so wie sein Volk
und seine Hofleute, Busse tun soll. Der Herzog war zwar bereits
Christ, aber war noch allen heidnischen Bräuchen zugetan.
Daraufhin schaffte er alle seine Nebenweiber, die er neben seiner
rechten Gemahlin gehabt, ab. Alle anderen Adligen seines Hofes
folgten seinem Beispiel. 14) Er verhandelte mit dem
Herzog Wartislaw der Stadt Stettin wegen, und bewirkte seine
Versöhnung mit Stettin. 13)
Bischof Otto von Bamberg ordnete außerdem an, dass hinfort keine
der neugeborenen Töchter, die man nicht ernähren wollte,
getötet werden dürfen. Dieser Brauch war derzeit in Pommern
noch üblich. 14)
Am 25. August 1128 heiratete Wartislaw Heila von Bayern und Sachsen. 6)
Dänemark suchte während dieser Zeit fortgesetzt, seine Herrschaft an der "pommerschen" Küste festzuhalten und dem "slawischen Wikingertum" Einhalt zu gebieten. Im Bunde mit den Polen zogen diese 1129 oder 1130 gegen Usedom, sowie Julin, und plünderten beide Festen. In seiner Bedrängnis, durch die Polen, versuchte Herzog Wartislaw durch dänische Vermittlung wenigstens einen glimpflichen Frieden zu erlangen. Er kam zu Niels auf sein Schiff, das bei Strela lag. Dieser wollte ihn als Gefangen festhalten, doch Knut Laward trat hochherzig für ihn ein. Es blieb dem Herzog nicht weiter übrig, als sich wieder der polnischen Vorherrschaft zu unterwerfen. Einige Jahre später (1134) musste auch Dänemark die Oberhoheit des Kaisers anerkennen. Pommern war immer noch der polnischen Oberhoheit unterworfen. Diese wurde auch vom Kaiser Lothar anerkannt, als Herzog Bogislaw nach vielen Niederlagen im August 1135 sich vor dem Kaiser demütigen, ihm den Eid als Vasall leisten und eines Tributs versprechen musste. Da erhielt er "Pommern" als Lehn vom Kaiser. 13)
Die heidnische Priesterschaft gab ihren Kampf noch nicht auf. So um 1135 erschlug ein heidnischer Fanatiker bei Grüttow [10], im Kreis Anklam, Herzog Wartislaw, der später "der Bekenner" genannt werden sollte. 3) An der Stelle, an der Wartislaw I. erschlagen wurde, an der Weggabelung der Straße Anklam und Jarmen, wurde einem liegenden roten Granitfindling ein Kreuz eingemeißelt.
Dieser Stein, der Wartislaw-Stein, ist somit das älteste historische Denkmal in Pommern.
Sein Bruder Ratibor I., Herzog von Schlawe-Stolp, übernahm daraufhin die Herrschaft über das "pommersche" Herzogtum 3), bis Bogislaw I., Wartislaws Sohn, volljährig die Regierungsgeschäfte übernehmen konnte. Bogislaws Bruder Kasimir I. wurde mit der Herrschaft Demmin [8] abgefunden.
Heila, Wartislaws Witwe, starb 1147 oder 1148. 5)
1 Stettin 2 Wollin 3 Cammin 4 Wolgast |
5 Pyritz 6 Belgard 7 Usedom 8 Demmin |
9 Loitz 10 Grüttow 33 Köslin 57 Kolberg |
1) | Frag mich nach Pommern; Waldemar Diedrich; 1987 |
2) | Felix Dahn; Geschichte der Völkerwanderung; Emil Vollmer Verlag |
3) | Pommern; Wegweiser durch ein unvergessenes Land von Johannes Hinz |
4) | Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses von Prof. Dr. Adolf Hofmeister: 1938 |
5) | Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener. |
6) | Pomerania; 1592 |
7) | Die Greifen; Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert; Ausstellung vom 3. März bis 5. Mai 1996 |
8) | Lothar von Sachsen, von 1125 Deutscher König und ab 1133 Römischer Kaiser unter dem Namen Lothar III. |
9) | Wehrmann, M.; Genealogie des pommerschen Herzogshauses, Stettin 1937 |
10) | Lothar III. von Supplinburg (Süpplingenburg), dt. König 11251137, seit 1133 Kaiser, geb. 1075(?), gest. 3./4.12.1137 Breitenwang bei Reutte (Tirol); Graf von Süpplingenburg, seit 1106 Herzog von Sachsen, 1115 Führer der aufständischen Sachsen gegen Kaiser Heinrich V.; 1125 gegen den Staufer Herzog Friedrich II. von Schwaben zum dt. König gewählt, konnte sich aber gegen die staufische Opposition (Gegenkönigtum Konrads [III.] von Staufen seit 1127) endgültig erst 1135 durchsetzen. Lothar führte Papst Innozenz II. (Gegenpapst Anaklet II.) 1133 nach Rom zurück u. wurde von ihm zum Kaiser gekrönt. |
11) | Neue deutsche Bibliographie, Band 7, herausgegeben von der historischen Kommission bei der bayrischen Akademie der Wissenschaft, Berlin 1965 (Seite 29 bis 33, Stichwort Greifen) |
12) | Geschichte von Pommern - Band 1: Bis zur Reformation (1525); Martin Wehrmann; 1904 |
13) | Topographia Germaniae; Matthäus Merian; 1652 |
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Die Greifen; © Udo Madsen 1998 |